Absam – bereits vor knapp hundert Jahren kurz vor dem Abheben…
Bereits 1908 verhinderte die antiquierte, weitab der Dörfer verkehrende Dampfbahnlinie (!) Innsbruck-Hall erfolgreich die zukunftsfähige elektrisierte Mobilität zwischen den Dörfern der Sonnenseite und der Metropole Innsbruck. Das Projekt „Dörferbahn Innsbruck-Hall“ über die Martha-Dörfer war dann auch 1910 bereits Geschichte. Absamer Mobilitäts-Avantgardisten ließen sich aber von Dampf-Nostalgikern in Innsbruck und Hall nicht demotivieren, denn Mitte der 1920er Jahre, nach den harten Krisen- und Inflationsjahren der neuen Republik, gründeten sie 1926 – dem technischen Fortschritt entsprechend – eine Absamer Fluglinie.
Während 1926 in Innsbruck beispielsweise Betrüger mit einer „Höhenfluglinie“ und einem „Höhenflugplatz Seegrube“ vor Gericht landeten, berichteten die Printmedien über die Absamer Flugpioniere durchaus Positives. Der Haller Lokalanzeiger schrieb am 6. Februar 1926 davon, dass in Absam das „modernste Flugzeug, Entwurf von J. L. Spöttl, zu sehen“ sei, das „im Bau die besten Flugzeuge übertrifft“.
Ein Foto, dem Gemeindemuseum Absam aus dem Archiv des Deutschen Museums in München zugespielt, zeigt den idyllisch ländlich anmutenden Absamer Hangar mit der gesamten Flug-Belegschaft – Pilot, Flugbegleitung, Abfertigungs-, Wach- und Bodenpersonal – versammelt um ein modernstes Aeromobil, das den damals üblichen Albatros-Modellen vor allem strömungstechnisch (beachten Sie die kurzen Flügel) weit überlegen gewesen wäre.

Was das motorische und dynamische Know-How aus Absam – als Wallfahrtsort schon immer zum Höheren berufen – für die Sicherheit des tirolisch-alpenländischen Flugverkehrs bedeutet hätte, zeigt eine Nachricht am 23. Oktober 1926 im bereits zitierten Haller Medium: „Sonntag mittags ist das Albatros-Flugzeug ‚Andreas Hofer‘, das zum Transport verwendet wird, nach einem Abwurf von Proviant auf dem Patscherkofel beim Rückflug in der Nähe von Thaur aus geringer Höhe abgestürzt. Der Lenker des Flugzeuges, der bekannte Pilot Dr. Asam, blieb unverletzt. Die Ursache des glücklichen Absturzes war ein kleiner Motordefekt.“ Kleine Ursache, große Wirkung – so könnte man die Unzulänglichkeiten der Albatros-Technologie auf den Punkt bringen, denn schon ein sonst unbedeutender Motordefekt hat den Albatros – Ironie des Schicksals – nur wenige Meter neben der antiquierten Trambahnlinie Richtung Hall auf Thaurer Ortsgebiet vom Himmel geholt … Dörferbahn und Fluglinie sind nur als – allerdings viel beachtete – „Zukunftsprojekte“ in die Geschichte eingegangen – und nur die schon zu ihren Lebzeiten als eine Art „Museumsbahn“ mitten durchs Niemandsland des Inntals verkehrende Haller Trampl war bis in die 1970er Jahre in Betrieb … und wird heute abschnittsweise mühsam wieder errichtet … nicht nur zur Faschingszeit.
