Nur bei wenigen Werken der Volkskunst kennt man die Meister. Ein solcher Maler, dessen Name heute vergessen ist, war Josef Strasser von Absam, nach dem Hausnamen seiner Heimat, beim „Maxen“, kurz „Maxenmaler“ geheißen.
Josef Strasser ist am 04. März 1805 in Absam, Kurzer Weg 9 geboren und soll in Wien die Malerei erlernt, aber wegen Geldmangels seine Studien nicht vollendet haben. Seit 1829 wieder auf dem väterlichen Gut, betrieb er neben der landwirtschaftlichen Arbeit die Malerei weiter. In seinen Jugendwerken, wie dem Martertod des Hl. Johannes von Nepomuk an der Absamer Totenkapelle (1849), mehr dem Barock verbunden, später, in dem Altarbild seiner Heimatkirche „Die Heilige Familie“ (um 1859), dem Stern der Nazarener folgend.
Es ist nicht die Kunst, die heute besonders geschätzt wird, aber die Bilder Strassers haben neben den Mängeln auch ihre Vorzüge: klare Zeichnung, ansprechende Farben und volkstümliche religiöse Motive.
Er hat nicht viele Bilder gemalt, leider sind die meisten nicht signiert, und selbst jene, die seinen Namen tragen, müssen nicht von ihm sein, denn zu seiner Zeit lebte auch im Zillertal ein Maler desselben Namens. Sicher von „unserem Strasser“, und wohl auch sein bedeutenstes Werk, ist das vorhin erwähnte Altarbild auf dem linken Seitenaltar der Pfarrkirche Absam.
Wie sehr dieses Bild einstens von der Bevölkerung geschätzt worden ist, beweist jene Anekdote, die heute noch in Absam bekannt ist. Als das Bild fertig war und der Pfarrer von Absam dafür 300 Gulden zahlen sollte, schien diesem der Preis zu hoch, und er ließ Kunstsachverständige aus Innsbruck kommen, das Bild zu schätzen. Kaum standen die Kenner vor dem Werk Strassers, als sie begeistert ausriefen: „Was, 300 Gulden, das soll zuviel sein? 300 Gulden ist der heilige Geist allein Wert!“
Zeit seines Lebens hatte Strasser, wie alle Künstler seiner Zeit, größten Mangel. Er hatte zwar im Jahre 1829 mit seinen Geschwistern den väterlichen Hof im Eichat übernommen, aber oft musste der Bauer in ihm zusetzen, was dem Maler fehlte. In Wald und Feld suchte er sich in Notzeiten Steine und Erden zusammen, um daraus Farben zu reiben, die er für seine Bilder brauchte. Und Heiligenbilder verkaufte er neben Erdäpfeln, Hausfresken und Krippenfiguren zugleich mit Kälbern und Schweinen, wie es eben das Leben eines Dorf- und Bauernkünstlers erforderte. Trotzdem war der kleine Mann mit dem rötlichen Gesicht ein fröhlicher Gesellschafter und Kinderfreund, was ihm bei den wenigen alten Eingesessenen, die sich seiner noch erinnern, ein gutes Andenken gesichert hat.
Er liegt in Absam begraben. Eine Witwe hat er nicht hinterlassen, weil auch zum Heiraten das Geld nicht gereicht hat und ihm somit der „Eheconsens“ von den seinerzeitigen Dorfgewaltigen verweigert worden war. Am 13. Oktober 1882 hat er die Augen geschlossen.
Der väterliche Hof wurde der Maria Posch vererbt, deren Nachkommen heute noch den Maxenhof bewirtschaften.
In Absam erinnern aber noch andere Werke an den „Maxenmaler“: Am Michaelstor ein Fresko des hl. Michael, im Stainerhaus Maria und Josef (Öl), beim Lenzeler ein Fresko Mariahilf, im Schloss Krippach eine Madonna (Öl), usw.
Weitere Bilder sind in der Kirche von Tumpen im Ötztal (um 1870 St. Martin und St. Josef), Bichlbach (1856 eine Kopie eines Bildes von Führich aus der Kirche von Altötting), Oberlienz (die Seitenaltarblätter) und in Amlach (1859 ein Altarbild) zu finden.
Teilw. aus:
der brief – aktuelles aus der pfarre st. josef absam eichat
Vom Dorfchronisten Dir. Fintl
JG 4 Nr. 8 März 1978
Text und Bilder: Thomas Pittl